Im Reich der Blumen und der Floristik entdecken wir die Welt von Walter Zellweger, einem leidenschaftlichen Kunsthandwerker, dessen Reise inmitten der atemberaubenden Landschaften des Appenzeller Kronbergs begann. Während er sich vom Gärtner zum erfahrenen Floristen entwickelte, lassen sich Walters Kreationen von den Jahreszeiten und dem Wetter inspirieren und verbinden nahtlos die Schönheit der Natur mit nachhaltigen Praktiken. Tauche mit uns in die künstlerische Perspektive ein, die Mode und Blumen miteinander verbindet, und entdecke die täglichen Inspirationen und herzlichen Wünsche, die Walter im Kontext seiner künstlerischen Bemühungen im Appenzeller Land für die nächste Generation hegt.
- Welche Beziehung hast du zur Welt der Blumen und Floristik? Kannst du mir erzählen, wie du dich für diesen Beruf entschieden hast und was du an der Arbeit als Florist liebst?
Der Spielplatz in meinen frühesten Jahren war immer die Natur. Als Kinder verbrachten wir den ganzen Sommer mit der Familie auf dem Appenzeller Kronberg, auf 1600m, in den Alpen. Wir hatten kein Spielzeug und machten etwas aus dem Nichts; einfach mit dem, was die Natur uns gegeben hat.
Diese Motivation während meiner Erziehung sowie der Einfluss von Wetter und Jahreszeiten spielten eine entscheidende Rolle bei meiner Entscheidung, nach nur einem Mal Schnuppern, in der 5. Klasse, Gärtner zu werden. Meine erste Ausbildung absolvierte ich als Gärtner, die zweite als Florist.
Ich liebe alles an meiner Arbeit, besonders wenn ich Äste in der Natur schneide, holt mich das Gärtnern wieder ein. Beobachten, suchen, ein Bild davon haben, was ich brauche. Welche Pflanzenart benötige ich? Wie wächst diese Pflanze? Erst dann gehe ich in die Natur, um zu suchen. Dazu muss ich wissen, wo etwas wächst, und erst dann kann ich vor Ort sehen, ob ich tatsächlich das finde, was ich brauche.
- Welche Rolle spielen nachhaltige Materialien und umweltfreundliche Produktionsmethoden in deinen Projekten? Gibt es besondere Bemühungen, die du unternimmst, um umweltfreundliche Projekte zu fördern?
Durch meine Tätigkeit als Berufsschullehrer für Gärtner und Floristen ist dieses Thema in der Berufsschulausbildung sehr präsent und wichtig. Ich versuche immer, saisonal, lokal und so nah wie möglich einzukaufen. Ein gutes Beispiel sind Weihnachtsdekorationen; ich kaufe und verkaufe europäische Weihnachtsdekorationen, zum Beispiel böhmischer, Lauschaer und Gablonzer Schmuck. Man kann man diesen aus Asien beziehen oder aber eben in der Nähe kaufen; ich schaue nicht auf den Preis. Nadelbäume, Oliven und andere Pflanzen z.B. beziehe ich lieber aus dem Tessin als aus dem Ausland. Diese sind an unser Klima angepasst und widerstandsfähiger.
Alle unsere Pflanzenabfälle werden kompostiert und wieder in den Boden zurückgeführt. Bewusstes Einkaufen, darauf achten, wo die Ware herkommt – das sind Aspekte, die ein Wiederverkäufer sehr gut wahrnehmen kann.
- Wie beeinflusst die Natur und ihre Schönheit deine floristischen Kreationen, besonders während der festlichen Jahreszeit?
Es ist ziemlich extrem. Ich fühle mich wie ein Eichhörnchen, das seine Wintervorräte sammeln und speichern muss, von denen es in den kalten, harten Wintermonaten leben kann.
Im November und Dezember muss ich die schönsten und besten Blumen und das üppigste Grün anbieten, denn die Menschen möchten, dass ihre Häuser während der Feiertage schön aussehen. Das Jahresende ist immer sehr symbolisch mit Wintergrün und Stechpalme.
Der Übergang in die kalte Jahreszeit fällt vermutlich leichter, wenn die Üppigkeit und das Grün des Sommers nochmals ins Wohnzimmer kommen. Denn im Januar ist der grosse Bruch. Sparsamkeit ist gefragt. Die Menschen wollen die Üppigkeit nicht mehr. Im Januar und Februar ist in der Floristik kein Betrieb.
- Was haben Blumen und Mode aus deiner Sicht gemeinsam?
Eine Menge! Es geht um Schönheit und Attraktivität. Die Blume schmückt sich für ihre Hochzeit. Sie präsentiert sich mit ihrem vollen Maximum. Es kann sogar sein, dass einige Blätter absterben, damit die ganze Kraft in eine riesige Blüte investiert werden kann. Bei der Mode ist es ähnlich. Es geht darum, sich selbst zu präsentieren und sein Potenzial zu maximieren. Die Motivation dürfte jedoch eine andere sein.
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Was inspiriert deine tägliche Kleidung, und wie stellst du deine Looks zusammen? Gibt es spezifische Einflüsse auf deinen persönlichen Kleidungsstil?
Ich kaufe alles im selben Laden in Appenzell. Qualität und Funktionalität stehen im Vordergrund. Das Material muss echt sein. Im Sommer viel Leinen und im Winter Barchent Hemden. Meine Schuhe sind aus Leder und mein gesamtes Outfit hat Werkstattcharakter.
Meine Hosen bestehen immer aus Manchester-Stoff. Das hat einen praktischen Grund. Schwere, grosse Töpfe trage ich oft auf den Oberschenkeln. Ich kann die Manchester-Hose danach problemlos abbürsten und habe keine Schmutzrückstände darauf. Lediglich die Oberfläche blättert nach und nach ab, wodurch ein natürlicher „Used-Look“ entsteht. Jeans eignen sich nicht gut für meine Arbeit; sie können Verfärbungen hinterlassen und Schmutz ist besser sichtbar.
- Welche sensorischen Erfahrungen in deinem täglichen Leben beeinflussen deine kreative Arbeit? Kannst du eine Berührung, einen Geschmack, einen Geruch, einen Anblick und einen Klang beschreiben, der dich inspiriert?
Durch meine Arbeit und jahrelange Erfahrung habe ich im Vergleich zu anderen Menschen ein ausgeprägteres Farbgefühl. Allerdings ist es oft schwierig, Farben in der deutschen Sprache so genau zu beschreiben, dass jeder versteht, was gemeint ist. Uns fehlen buchstäblich die Worte dafür. Ich kann den Duft von Blumen sofort ihrer Sorte zuweisen. Ich versuche zum Beispiel, Duftrosen zentral für Kunden zu platzieren, damit sie sie riechen können, was ihr Hauptzweck ist.
Ich verbinde Jahreszeiten mit dem Duft, der Farbe und der Form von Pflanzen. Der Januar zum Beispiel erinnert mich sofort an kahle Zweige, die ersten Blüten der Hamamelis. Dann kommen Frühlingsblumen und das erste Moos. Dies setzt sich im Laufe der Jahreszeiten fort.
- Gibt es Bücher, die du derzeit liest oder Musik, die du hörst, die Inspiration für deine Kunst bieten? Wenn ja, welche sind es?
Ich habe ein gutes Ohr für Musik. Sonst hätte ich nicht 30 Jahre lang als "wüster Sylvesterklaus" zäuerlen können (polyphones, wortloses Naturjodeln mit klangvollen Vokalen und Silben).
Ich besitze sehr viele Bücher, bin aber ein sehr visueller Mensch. Ich schaue mir nur die Bilder an und lasse mich dadurch inspirieren.
- Was ist dein Wunsch für die nächste Generation, besonders im Kontext deiner künstlerischen Arbeit?
Ich wünsche mir, dass die Möglichkeit, in den Wald zu gehen, Pflanzen zu schneiden und Moos zu sammeln, bestehen bleibt. Allerdings merke ich schon jetzt, dass sich zum Beispiel die Nadelbäume verändern und Flechten in die Höhe ziehen, weil es in dieser Jahreszeit zu warm war. Daher können im Handel praktisch keine Topftannen angeboten werden, da diese nicht lange halten. Darüber hinaus gibt es weniger Standorte für die Pflanzenproduktion, da es rentabler ist, wertvolles Land zu verkaufen oder zu bebauen, als darauf Pflanzen anzubauen. Solche Umstände schränken die Pflanzenvielfalt ein. Urban Gardening kann mit den Anforderungen der Masse nicht bestehen, weil der Bedarf nicht gedeckt werden kann.
Dem könnte man entgegenwirken, indem man gebietsfremde Pflanzen in den Wäldern zulässt, die besser an das heutige Klima angepasst sind. Die Menschen werden sich immer mit schönen Dingen umgeben wollen und Blumen werden immer ein Teil der Kultur sein.
- Hast du ein sentimentales Kleidungsstück mit einer besonderen Geschichte oder Bedeutung, die du mit uns teilen kannst?
Der „wüste Sylvesterklaus“ besteht ausschliesslich aus natürlichen Materialien.
- Kannst du uns von einem wertvollen Besitz erzählen, den du während deiner Reisen erworben hast, wie zum Beispiel eine Keramik, einen Talisman, ein Schönheitsprodukt, ein Textil, ein Objekt oder ein Kunstwerk?
Ich reise selten. Hier im Appenzeller Land habe ich alles, was ich brauche. Ich besitze ein historisches Haus, in dem sich mein Atelier und mein Geschäft befinden. Jeder Gegenstand in meinem Haus hat eine besondere Geschichte. Alte Schränke, altes Geschirr, alles ist lokal, alles appenzellerisch, alles ist mit Generationen verbunden.
- Gibt es eine besondere Botschaft oder ein bestimmtes Gefühl, das Du mit Deinen Werken vermitteln möchtest? Wenn ja, welche Emotionen sollen die Menschen erleben, wenn sie Deine Werke/Dekorationen sehen?
In jeder Lebenssituation, die ich mit Blumen begleite, entstehen Emotionen. Von der Geburt über die Taufe bis hin zu Geburtstagen, Hochzeiten und Beerdigungen versuche ich, meine Kunden in allen Situationen zu verstehen und das zu tun, was sie unter diesen Umständen brauchen.
Komm bei unseren die ByAdushka-Filialen in Zürich, Basel und Bern vorbei und lass dich von Walter's Weihnachtsdekorationen beeindrucken!
Weitere Informationen über seine wundervollen Arbeiten und nächste Veranstaltungen findest du unter: https://www.walter-zellweger.ch/